Zum Inhalt springen

Meine 9 Lieblingsplätze in Hamburg

Hamburg ist groß, aber eine Metropole ist es nicht. Auch als Großstadt habe ich die 1,2 Mio. nicht empfunden. Wenn ich jetzt aber so mit einigem Abstand drüber nachdenke, gab es doch allerhand zu sehen. Meine neun Lieblingsplätze in der Hafenstadt.

Draußen sein und Bier trinken

Draußen Bier trinken ist schön. Draußen Bier trinken ist besonders schön, wenn man einen schönen Platz dafür gefunden hat. Einer dieser Plätze ist die HafenCity. Die Sonne geht in Blickrichtung Westen hinter Fleet, Elbphilharmonie und Hafen unter. Rechts und links schaut man auf die einzigartige Architektur der HafenCity-Landschaft. Umsäumt von Skate-Stoppern und teueren Restaurants, sind die Plätze immer noch angenehm leer – einerseits relativ weit draußen, andererseits ausreichend groß, sodass sich die Menschen gut verteilen können. Und dann gibt’s doch nichts besseres eine gekühlte Handgranate (aka. ein frisches Astra) auf den Magellan- oder Marco-Polo-Terrassen. Feierabend!

Ein anderer Ort am Wasser ist die Alster. Davon gibt’s in Hamburg zwei: die Außen- und die Binnenalster (oder Innenalster – ich glaube, so richtig weiß das niemand). Der Unterschied ist groß und ich werde nicht in allen Details beschreiben, wie schick und hochklassig und ja, auch wirklich schön (aber auch touristisch!), die Binnenalster aussieht. Die Außenalster jedenfalls ist immer noch schick (weil Hamburg halt schick ist), aber mit mehr Natur, mit sehr viel sogar. Unglaublich viele Leute laufen und joggen um sie herum, es gibt selbst an heißen Tagen ausreichend Bänke, zwei Bootverleihe (highly recommended) und man kann beim Bier die Ruder- und Segelboote, sowie Stand-Up-Paddler beobachten und sich schlecht fühlen. Toll!

Der dritte Ort draußen fällt in die Kategorie »zu schön, um wahr zu sein«. Der Altonaer Balkon vereint Boccia-Platz und Meeresluft, Trommlergruppe und Konfirmationsfeier. Hier treffen sich die Leute am Abend und spielen Spike-Ball, Mau-Mau oder Cachon. Den perfekten Hafenblick gibt’s dazu. Besonders nachts ein einzigartiger Genuss.

Drinnen sein und Bier trinken

Kann man besonders gut im Fritz Bauch. Als ich meine neuen Kollegen kennen lernte, zwei davon Hamburger*innen, war das die to-go-Kneipe. Eine Institution in der Schanze, die nicht nur durch ihr, sagen wir, ehrliches Personal besticht. Mit netter Punkmusik und einem bunten Potpourri an Gezapften (inkl. Wendlandpils und Newcastle Brown Ale!) schlich sich das Fritz Bauch damit unter meine absoluten Lieblingsplätze in Hamburg.

Und dann war ich auch mal essen. Ich hatte Besuch von meiner Familie und wollte anlässlich meines ersten Gehaltschecks, wie man das halt so macht, alle einladen. Und da die Bullerei, das Restaurant von Tim Mälzer, leider noch zu hatte (und an dem Tag öffnete, an dem ich Hamburg verließ, classic), gingen wir ins kleine aber sehr feine VU2, das Tina aufgefallen war, als sie beim vorbeilaufen die Wein»karte« aufschnappte. Die gibt’s nämlich nicht auf Papier, sondern nur live und in Farbe zum Verkosten. Der Kommentar der Inhaberin dazu: »nichts ist schlimmer, als wenn man sich einen Wein bestellt und der dann nicht schmeckt«. Das Essen dazu ist israelisch und auch ein großes Erlebnis.

Bevor’s damit allerdings losgeht, kommt der Bartender und fragt nach einem Aperitif. Der, also der Aperitif, wird dann nach persönlichen Vorlieben zusammengestellt. »Das Ziel in so einem Laden ist es, dass du mir sagst, was du sonst trinkst und ich stelle dir darauf basierend einen Drink zusammen« . Hat 1A funktioniert: ich endete mit einem Pisco-Tonic mit Kardamomsirup, den er sich vom Koch hat machen lassen. Zum Aperitif gab’s dann die Essenseinführung: isaerelische Vorspeisen mit Brot und Dips, drei Hauptgerichte zur Auswahl, aber sie empfehle uns, einfach von allem etwas zu bestellen und zu teilen. Gesagt, getan. Die Nachspeise war eine Kindheitserinnerung des Kochs, die er laut eigener Aussage auch nie von der Karte nehmen wird: Malabi ist wie Panna Cotta, nur ohne Ei, mit Rosensirup und Kokosflocken. Genuss! Der bis dahin schon sehr schöne Abend endete stilvoll mit einem weiteren Drink in der VU2 Bar und danach weniger stilvoll, aber dafür extrem gemütlich mit weiteren x Bieren in einer Kneipe im Karoviertel. Bier auf Drinks, die Leber sinkt!

Die dritte gastronomische Empfehlung gilt ganz eindeutig meiner neu entdecken Leidenschaft für Korea. Mit Miri hatte ich nämlich nicht nur eine Mitbewohnerin im Spezialgebiet des Musikbusiness, sondern ebenfalls eine Expertin und großen Fan der Koreanischen Kultur inklusive Knigge (wenn man das so sagen kann), Essen und Musik. Also waren wir beim Koreaner: das war sehr schön. Kini, 끼 니, heißt der Laden, liegt in der Schanze und ist sehr fancy. Das Essen war trotzdem mega lecker und schmeckt gleich nochmal doppelt so gut, wenn man dabei ein bisschen Koreanisch lernt. Danke, Miri!

Kultur genießen und… na ja

Das Abaton ist ein altes Kino im Grindelviertel (dem alten jüdischen Viertel), das ich, auch besonders wegen der Nähe zu meiner Wohnung, sehr gern und sehr oft besucht habe. Mit zwei Sälen ausgestattet, zeigen die Leute da alles, was das Indiekino so zu bieten hat. Dabei gibt’s immer eine erlesene Auswahl an Filmen und Veranstaltungen mit Gästen. Als »In das Schweigen hineinschreien« herauskam, war die Regisseurin Bettina Böttcher da und sprach erst zu dem Film an sich (vor einem 13-Nasen-starken Publikum) und danach nochmal zum im Anschluss gezeigten, großartigen 63-Minuten Film »Die 120 Tage von Bottrop« von Schlingensief selbst. Und die Abstandsreglungen erhöhen nur noch den Kinospaß. Weiterer Pluspunkt: das Abaton-Bistro hat extrem gute Burger, Nudeln, Suppen, Salate und Pizza und kann auch ohne Kino besucht werden.

Die kulturelle Ladung no.2 bekommt gibt’s in der Kunsthalle. Das Museum ist relativ groß, ich war aber trotzdem nach drei Stunden sowohl durch als auch matsch und hatte nicht das Gefühl, groß etwas verpasst zu haben. Es gibt wechselnde Ausstellungen, von denen ich glücklicherweise Max Beckmann erwischte, ebenso wie neue Gehard-Richter-und-Gehard-Richter-ähnliche-Kunst. In der Dauerausstellung wandert man von der Romanik über die Romantik, kann Caspar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer bestauen, bis man sich über die einschlägigen Impressionisten, Expressionisten zu viel Liebermann hangelt. Und dank Corona auch angenehm leer.

Das kulturelle (und nicht nur das) Wahrzeichen Hamburgs ist aber natürlich die Elbphilharmonie. Und so sehr ich nun schreiben würde, dass das ganze Tamtam übertrieben und der Bau an sich total überbewertet ist, so sehr muss ich zugeben, dass die Philharmonie an sich einfach ein Erlebnis ist. Die Architektur ist sagenhaft, der Klang einzigartig. Wir saßen ganz oben (weiter oben ging nicht) locker 40 Meter vom den Musiker*innen entfernt und es fühlte sich so an, als würde der Pianist direkt vor mir sitzen. Die Karten haben übrigens schlappe elf Euro gekostet und waren jeden Cent wert!

»Mein« Hamburg

Natürlich ist diese Liste including but not limited to alle schönen Plätze und tollen Orte in dieser Stadt. Und nun im Nachhinein, wo ich nicht mehr da bin, sind die einzelnen Teile auch doch schon sehr, sehr schön. Als meine Freundin Isabel mich besuchte, hat sie allerdings sehr treffend beschrieben, dass das Komische dieser Stadt ist, dass alle Teile so zusammenhangslos sind. Und auch ich finde es befremdlich, wenn in weißen, heterosexuellen Stadtteilen nur weiße, heterosexuelle Menschen leben, mehr noch: sich gar aufhalten. Alles was südlich der Elbe ist, so hört man oft aus Hamburger Stimmen, sei nicht mehr Hamburg. Das sind die Teile, in denen viele Migrant*innen wohnen. Ey Hamburg, was ist los mit dir? Lass mal alle überall wohnen und mach mal mehr sozialen Wohnungsbau auch um die Alster rum!

Zum Abschluss bleibt mir kein Fazit, sondern eher der Zwischenraum. Der Zwischenraum von schönen Orten in einer getrennten Stadt. Von Befremdlichkeit trotz oder vielleicht auch wegen der Touristen. Vielen gekünstelten Orten und einer fehlenden, oder vielleicht auch einer von mir nicht aufnehmbaren Authenzität. SUV statt Subkultur. Und trotzdem eine Stadt, in die ich immer wiederkommen würde. Bye, Hamburg! Auf Wiedersehen.

in hamburg sagt man tschühüüüüüß

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert